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Bruno Ganz | Sprecher

Der Schauspieler Bruno Ganz gilt als einer der bedeutendsten deutschsprachigen Theater- und Filmdarsteller der Gegenwart. Seine unnachahmliche Art der Textbeherrschung, seine Ernsthaftigkeit und seine „Bescheidenheit, die… immer hinter dem Dichter stehen bleibt, sich nie vordrängt“ (Walter Schmidinger) machen seine Kunst unverwechselbar.

Früh entstand der Wunsch Schauspieler zu werden, und so verließ Bruno Ganz noch vor dem Abitur die Schule, um eine Schauspielausbildung an der Hochschule für Musik und Theater Zürich zu absolvieren. Nebenbei arbeitete er als Buchverkäufer, besuchte als Sanitäter die schweizerische Rekrutenschule und war bereits gelegentlich am Zürcher Bühnenstudio tätig. 1960, im Alter von 19 Jahren, erhielt er seine erste Filmrolle in Karl Suters „Der Herr mit der schwarzen Melone“, 1961 folgte, ebenfalls unter Suter, der Film „Chikita“.

Bruno Ganz1962 wurde Bruno Ganz an das Junge Theater in Göttingen engagiert, von wo aus er 1964 an das Theater am Goetheplatz in Bremen wechselte, das damalige Zentrum des Theateraufbruchs. Bis 1969 gehörte er dem dortigen Ensemble an und arbeitete in dieser Zeit mit Regisseuren wie Peter Zadek, Kurt Hübner und Peter Stein zusammen. Steins legendäre Inszenierung des „Torquato Tasso“, die mit ihrem revolutionären Impuls zum Grundstein für die Gründung der Berliner Schaubühne wurde, bedeutete für Bruno Ganz den Durchbruch, die Rolle des „Tasso“ machte ihn zum Star der neuen Theatergeneration.

Die Zusammenarbeit mit Peter Stein und Klaus Michael Grüber führte Bruno Ganz an die größten Bühnen des deutschsprachigen Raums; er spielte in Zürich, Bremen, München und schließlich am Theater am Halleschen Ufer in Berlin. Von 1971 bis 1975 gehörte er zu den herausragenden Darstellern im Ensemble der zum Mittelpunkt der europäischen Theaterszene avancierten Berliner Schaubühne. In der Folge arbeitete er auch mit Regisseuren wie Claus Peymann, Luc Bondy und Dieter Dorn zusammen. 1973 wurde er für seine Darstellung in der Uraufführung von Thomas Bernhards „Der Ignorant und der Wahnsinnige“ bei den Salzburger Festspielen 1972 als Schauspieler des Jahres ausgezeichnet.

1975 verließ Bruno Ganz das Ensemble der Berliner Schaubühne, um sich verstärkt dem Film zu widmen. Verschiedene große Produktionen, so etwa Wim Wenders’ „Der amerikanische Freund“ (1976) oder Werner Herzogs „Nosferatu“ (1978), machten ihn einem breiten Publikum bekannt. In der Folgezeit spielte er nicht nur in TV-Serien wie „Väter und Söhne“ (1986) oder „Tassilo – Ein Fall für sich“ (1990), sondern drehte vor allem für das Kino. Er arbeitete zusammen mit Regisseuren wie Wim Wenders, Volker Schlöndorff, Jonathan Demme oder Francis Ford Coppola und mit Schauspieler-Kollegen wie Ulrich Mühe, Hanna Schygulla, Laurence Olivier, Isabelle Adjani, Burt Lancaster, Isabelle Huppert, Peter Falk und Gérard Depardieu. Zu seinen bekanntesten Filmen der späteren Jahre gehören „Der Himmel über Berlin“ (1987), „In weiter Ferne, so nah!“ (1993), „Brot und Tulpen” (2000), „Luther” (2000) und „Youth Without Youth” (2006). Eindrucksvoll geriet seine Darstellung Adolf Hitlers in „Der Untergang“ (2004). Zwischenzeitlich kehrte Bruno Ganz immer wieder an die Theaterbühnen zurück und spielte unter anderem in Berlin, Salzburg, Wien und, als Faust, in Peter Steins 21-stündiger Inszenierung von Goethes Faust I und Faust II, die auf der Expo 2000 in Hannover uraufgeführt wurde.

Für sein Werk erhielt Bruno Ganz etliche Preise und Auszeichnungen, darunter der Bundesfilmpreis 1976, der „Chaplin-Schuh“ 1979, der Hans Reinhart-Ring der Schweizerischen Gesellschaft für Theaterkultur 1991, der Adolf-Grimme-Preis 1999, der Europäische Filmpreis 2000 und 2004, der David di Donatello 2000, der Bambi 2004 sowie 2006 das Bundesverdienstkreuz und das Österreichische Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst. Bruno Ganz ist Officier dans l’Ordre des Arts et des Lettres und Ritter der französischen Ehrenlegion. Thomas Bernhard widmete ihm sein Drama „Die Jagdgesellschaft“ („Für Bruno Ganz, wen sonst.”). Eine der höchsten Ehren wurde Bruno Ganz 1996 zuteil, als ihm in testamentarischer Nachfolge durch Josef Meinrad der Iffland-Ring überreicht wurde, der seit über 100 Jahren dem „jeweils bedeutendsten und würdigsten Bühnenkünstler des deutschsprachigen Theaters auf Lebzeiten“ verliehen wird.

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